Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit - ein Ort, der wohl wie kein zweiter Symbol für die Verbrechen des Holocaust ist. Deshalb fand am 27. Januar 2025 im Stuttgarter Landtag die zentrale Gedenkfeier statt, in der der Ermordung und des Leids von Millionen Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma und anderen Verfolgten durch den Nationalsozialismus gedacht wurde.
Auch zwei unserer Geschichtskurse der Oberstufe waren mit ihren LehrerInnen dabei und verfolgten, wie Landtagspräsidentin Mutherem Aras angesichts wachsender Geschichtsvergessenheit und des erstarkenden Rechtsextremismus eindringlich davor warnte, die nationalsozialistischen Gräueltaten zu vergessen. Mit Blick auf die anstehenden Wahlen appellierte sie an alle Anwesenden: „Schauen wir nicht zu, wie die Demokratieverachtung und Menschenfeindlichkeit weiter einsickert in unsere Gesellschaft.“
In ihrer Rede erinnerte sie auch daran, wie schwierig es lange gewesen sei, an die nationalsozialistischen Gräueltaten zu erinnern. „Der Weg des Erinnerns wurde auch immer gemieden, von denen die wegschauten, weghörten, schwiegen, ignorierten“, so Aras, „oder er wurde blockiert, von jenen, die logen, relativierten, einen Schlussstrich forderten.“Derweil habe sich das Leid der Überlebenden fortgesetzt. „Der Weg des Erinnerns führt vorbei an der beschämend lückenhaften rechtlichen Aufarbeitung. Den Weg des Erinnerns gilt es immer wieder zu beschreiten. Sonst wuchert er zu“, so Aras.
Wie wichtig die Erinnerungsarbeit ist, weiß auch Heike Radvan von der Uni Tübingen. Die Forscherin arbeitet dort am bundesweit einmaligen Institut für Rechtsextremismus. Ihr Fokus liegt auf der pädagogischen Erinnerungsarbeit und die verändere sich immer wieder, sagt Radvan. Deswegen sei es wichtig, möglichst konkret an Betroffene zu erinnern. Nur so könne man immer wieder junge Menschen für dieses Thema gewinnen. Der Besuch einer Gedenkstätte sei für junge Leute z.B. nur von kurzer Bedeutung. Nachhaltiger sei ein emotionaler Zugang - und diese Gelegenheit bot sich einem weiteren Geschichtskurs unserer Schule bei der Begegnung mit dem Holocaust-Überlebenden Arie Pinsker. Pinsker war mit 13 Jahren nach Auschwitz-Birkenau gekommen, hatte dort einen Großteil seiner Familie verloren, musste Menschenversuche über sich ergehen lassen, überlebte die Lagerhaft, wanderte nach Israel aus und kehrte diese Woche zum ersten Mal nach 80 Jahren nach Deutschland zurück. Die zweistündige Begegnung mit ihm werden unsere SchülerInnen sicher nie vergessen - lesen Sie dazu auch den Artikel „Ein Holocaust-Überlebender erzählt.“