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Mit hundert Fenstern steht ein stattlich Haus

Vor 150 Jahren starb Eduard Mörike, der bedeutendste deutsche Lyriker nach Goethe und ehemalige Lehrer unserer Schule im Alter von 70 Jahren.

Er gilt als Hauptvertreter der Schwäbischen Schule des Biedermeier, war württembergischer Landespfarrer und Dichter mit einem bedeutenden literarischen Erbe und - … Lehrer für Literatur bei uns am Königin-Katharina-Stift: Eduard Mörike. Heute vor 150 Jahren ist er im Alter von 70 Jahren in Stuttgart gestorben und auf dem Pragfriedhof bestattet worden.

Erst nach langen Jahren des Leidens vermittelten Freunde dem Dichter Eduard Mörike eine Stelle als Lehrer für Literatur am Königin-Katharina-Stift. Sie war zwar schlecht bezahlt, befreite ihn aber vom Kirchenamt und damit aus der theologischen Laufbahn, die Mörike nach dem Willen seines Vormunds hatte einschlagen müssen.

Als siebtes von 13 Kindern 1804 des Amtsarztes Karl Friedrich Mörike in Ludwigsburg geboren, besuchte Eduard Mörike dort zunächst die Lateinschule, nach dem frühen Tod des Vaters ab 1811 dass evangelische Seminar in Urach, um die geistliche Laufbahn einschlagen zu können. So hatte es sein Onkel und Vormund Friedrich von Georgii für ihn vorgesehen. Nach einer bestenfalls mäßig erfolgreichen Schullaufbahn und einem mittelmäßigen Examen, bei dem ihm seine kirchlichen Prüfer 1826 ein „ziemlich mangelhaftes Wissen, dennoch keineswegs zu verachtendes Wissen“ bescheinigte, quälte sich Mörike durch eine achtjährige „Vikariatsknechtschaft“, bevor er 1834 eine feste Pfarrstelle in Cleversulzbach erhielt. 

Auch hier fand er die berufliche Erfüllung nicht. Mit der zeitgenössischen Theologie haderte er, das Pfarramt muss er als belastend empfunden haben und schließlich führten gesundheitliche Probleme dazu, dass er 1843 um die Versetzung in den Ruhestand bat. Da war er gerade einmal 43 Jahre alt.

Ein Gutes hatte sein Lebensweg bis hierhin jedoch: Er hatte ihn durch zahlreiche schwäbische Dörfer und Städte geführt, ein Umstand, der sich unmittelbar auf seine eigentliche Leidenschaft auswirkte: dem Schreiben. Seine Werke sind tief in der südwestdeutschen Landschaft verwurzelt, sei es durch die poetische Verarbeitung der Natur, die Beschreibung des Alltags oder die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Menschen.

Das wiederum setzte ihn dem Vorurteil aus, ein harmloser Biedermeierpoet zu sein, der bloß gemütvoll die schöne Natur besungen habe. Tatsächlich hat jedoch Mörike Gedichte und Erzählungen verfasst, die von subtilem Kunstverstand zeugen. Die Stuttgarter Autorin Anna Katharina Hahn erklärt gar, Eduard Mörike habe sich in ihre schriftstellerische DNA eingeschrieben und sie wünsche sich, dass man den Dichter (wieder-)entdecke. „Jeder sollte wissen, wie traurig, lustig und schön der Dichter schreibt.“

Mörike hat unserer Schule übrigens ein lyrisches Denkmal gesetzt und obwohl es sich nicht um das aktuelle Schulgebäude handelt, soll es hier Erwähnung finden:

Mit hundert Fenstern steht ein stattlich Haus,
da blüht ein Jugendflor und wallet ein und aus,
darin auch du, ein lieber Gast,
gern eine Zeit gesessen hast,
eins räumet seinen Platz dem andern,
ein ewig Kommen ist‘s und Wandern;
Das Haus allein bleibt fest am Ort. -
Doch, was trägst du als eigen fort
An Lehre, Sitte, mannigfachem Segen,
der ersten Freundschaft Glück und was dich freuen mögen,
es bleibt, und fruchtet allerwegen
und wuchert dir, ein unerschöpfter Hort.